Dass Fußball bereits bei den Kleinsten für große Begeisterung sorgt, ist nichts Neues. Dem runden Leder hinterherjagen und Tore schießen, sorgt für leuchtende Kinderaugen und das nicht erst seit kurzem. In der Vergangenheit wurde in der deutschen Nachwuchsarbeit sehr viel Wert auf taktische Disziplin gelegt und die individuelle Ausbildung der Jugendlichen stand eher im Hintergrund zum Mannschaftserfolg. Die Förderung des einzelnen Kindes und die Entwicklung der Fähigkeiten ist seit einigen Jahren deutlich in den Fokus der Nachwuchsarbeit in unseren Nachbarländern gerückt, mit entsprechendem Erfolg. Bisher gab es bereits einige Vorstöße und Initiativen, auch bei uns im Fußballkreis, diese Konzepte zu implementieren. Nun ist es so weit, dass auch von Seiten des Bayerischen Fußballverbandes diese Konzepte umgesetzt werden und wir in der Jugendarbeit eine neue Richtung einschlagen. Diese Neuerungen stellt die Jugendarbeit der SG Rüsselbach mit seinen Partnervereinen ASV Pettensiedel, SV Ermreuth, FC Stöckach und der SpVgg Weißenohe vor neue Herausforderungen. Allerdings wurde diese Entwicklung im Jugendfußball von der Spielgemeinschaft bereits früh erkannt. So wurden bereits in den vergangenen Spielzeiten immer wieder Mannschaften in die neuen Spielformen geschickt, um Erfahrungen zu sammeln und den Kindern die bestmögliche Entwicklung zu bieten. Aber worum geht es konkret?
Bis jetzt standen Ergebnis und das Spiel als Ganzes im Vordergrund. Wurde bis jetzt viel Zeit auf Taktik und vorgegebene Laufwege verwendet und das Training und der Umgang mit den Kindern dem Ergebnisdruck unterworfen, soll jetzt jedes einzelne Kind im Fokus stehen. Jedes Kind soll individuell, nach seinem Leistungsstand, die Chance haben sich zu entwickeln, ohne dabei über- oder unterfordert zu sein, um am Ende einen schnelleren Entwicklungsprozess der jungen Sportler möglich zu machen. Dieses Pilotprojekt wird insbesondere bei unseren Jüngsten vorangetrieben. Vorreiter sind hier die Trainer Frieder Steinbach mit der G-Jugend (2017er Jahrgang und jünger), sowie Kathrin Rennecke und Florian Menhorn mit ihrer F3 - Jugend (2016er Jahrgang). Das Pilotprojekt war nicht frei von Hindernissen und Widerständen, wie das immer bei Neuerungen im Fußball ist. Aber nach einer Spielzeit in den neuen Spielformen kann die Spielgemeinschaft ein positives Fazit ziehen.
Die klassische Spielform im Kinderfußball sieht ein 7:7 mit Auswechselspielern und zwei großen Toren vor. In den neuen Spielformen wird ein 3:3 auf jeweils zwei Minitore oder ein 5:5 auf zwei Tore gespielt. Dabei werden an einem Spieltag mehrere Spiele ausgetragen, bzw. auf Festivals auch mit mehreren Mannschaften gespielt. Das Resultat ist, dass jedes Kind mehr Einsatzzeit bekommt, keine langen Zeiten auf der Ersatzbank verbringt oder im schlimmsten Fall, gar nicht erst zum Spiel mitgenommen wird. Am Spieltag steht nicht mehr so sehr das Spielergebnis im Vordergrund, sondern viel mehr das Spielerlebnis. Wird im klassischen 7:7 noch hart im Training daran gearbeitet, Fehler zu vermeiden, Laufwege einzustudieren und die Mannschaft in ein starres Taktikkorsett zu bringen, sind die Kinder im 3:3 frei in ihrer Spielweise. So erlernen die Kleinsten auf spielerische Weise die Fähigkeiten, die sie auf dem grünen Rasen benötigen. Lernen durch Fehler wird im klassischen 7:7, quasi unterdrückt, der Spruch „Lernen aus Fehlern“ gilt hier fast nicht, da Fehler kaum zugelassen bzw. gleich mit Ersatzbank bestraft werden. Wenn das Ergebnis nicht mehr so im Vordergrund steht, können die Kinder Fehler machen und aus diesen lernen, was einen viel höheren Lerneffekt zur Folge hat und sich auch langfristig intuitiv bei den Kindern manifestiert. Die Trainerrolle ist dabei noch viel bedeutsamer: Die Trainer müssen den Kindern das Selbstvertrauen und -verständnis vermitteln, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen, dass sie selbst Entscheidungen treffen dürfen und Lösungen auf dem Platz finden.
Beide Jahrgänge haben mit den neuen Spielformen sehr gute Erfahrungen gemacht und die Trainer sind sehr zufrieden mit dem Verlauf der Saison. Konnte die G-Jugend zahlreiche Funino Festivals besuchen und diese erfolgreich bestreiten, hat unsere F3 in der neuen Mixed-Liga gespielt. Dabei hat man einen klassischen Spieltag gegen nur einen Gegner, aber man spielt erstmal zahlreiche 3:3, je nach Anzahl der Kinder und dann ein Spiel auf ein größeres Spielfeld, angepasst an die Anzahl der Kinder, womit gewährleistet ist, dass alle Kinder zum Einsatz kommen und am Ende das Ergebnis eines Spieltags nicht im Vordergrund steht, sondern das Spielerlebnis. Mit den gewonnenen Erfahrungen kann die Spielgemeinschaft optimistisch auf die kommenden Änderungen seitens des Bayerischen Fußballverbandes blicken. In Zukunft soll es für die „kleinen“ Kicker nur noch Spiele in Form von Events geben. Es wird nicht mehr klassisch an einem Spieltag gegen einen anderen Verein gespielt, sondern man trifft sich auf ganzen Festivals mit mehreren Vereinen, um dann im 3:3 oder 5:5 gegeneinander anzutreten. Die Spielgemeinschaft startet mit zahlreichen Mannschaften in den neuen Spielformen und freut sich über jedes Kind, das sich über einen der Partnervereine uns anschließen möchte und Spaß und Freude an Bewegung an frischer Luft und dem runden Leder hat. Über die Homepage der Vereine kann Kontakt zu den Jugendleitern aufgenommen werden.
(Andreas Riedl)